6 February 2024

„Ich möchte Impact generieren“

Ein Interview mit Anja Link, Head of Sustainability, CMB Germany & Austria bei HSBC Deutschland.

Anja Link, Head of Sustainability, CMB Germany & Austria bei HSBC Deutschland

Anja, Du bist seit Juni 2023 bei HSBC Deutschland und Head of Sustainability für den Firmenkundenbereich. In dieser Funktion begleitest Du Unternehmen bei ihrer Transformation. Warum Nachhaltigkeit bei HSBC Deutschland?

Aus zwei Gründen. Der Erste ist: Ich empfinde das Thema als sehr wichtig. Es ist für mich eines DER Zukunftsthemen, so wie Digitalisierung. Ursprünglich wollte ich mich selbstständig machen und Unternehmen bei ihren Transformationsplänen beraten. Die Transformation hin zur Nachhaltigkeit erfordert hohe Investitionen - auch in neue Technologien - und dafür braucht es die Unterstützung von Banken. Über die HSBC erreiche ich deutlich mehr Unternehmen, darüber hinaus kann ich Gebrauch von zentralen Hebeln wie Finanzierung, Risikokapital, Know-how und dem globalen Netzwerk der HSBC-Gruppe machen.

Und der zweite Grund?

Ich bin eine Macherin. Und ich möchte etwas bewegen und verändern können. Kurz gesagt: Ich möchte Impact generieren. Das kann ich hier. Dabei hilft mir, dass ich vielseitig versiert bin. Als Bankerin und Unternehmensberaterin besitze ich einen breiten Erfahrungsschatz. Ich war bereits im Risikomanagement und in der Finanzierung von Großunternehmen tätig und habe Digitalisierungsprojekte geleitet. Zudem bin ich sehr neugierig. Eine steile Lernkurve und dazu noch Entscheidungsfreiheit bei der Umsetzung von Ideen zu haben, das ist mir wichtig.

Wo stehen Unternehmen in Deutschland in puncto Nachhaltigkeit?

Nach derzeitigem Stand würde das 1,5 Grad-Ziel global verfehlt werden. Die gute Nachricht ist, dass eine Vielzahl von Unternehmen sich bereits auf ihre Transformationsreise begeben hat. Neben den neuen Regularien spielen dabei auch andere Treiber eine zunehmend wichtigere Rolle: wie die Energiekrise, die vielen geopolitischen Unsicherheiten, die die bestehenden Lieferketten weniger verlässlich machen, und das Bewusstsein über die Klimakrise und deren potenzielle Auswirkungen. Ich bemerke immer wieder, dass Kunden sich nicht nur Gedanken darüber machen, wie sie ihre Zukunft sichern können. Immer mehr von ihnen betrachten die Transformation als eine Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Gleichzeitig stellen sich viele ihrer unternehmerischen Verantwortung, möglicherweise entstehende Schäden dabei zu vermeiden oder zumindest weitgehend zu reduzieren. Es ist also nicht nur ein regulatorisches Thema, sondern zunehmend auch eine Frage der Positionierung.

Zum „E“ in ESG wird bereits einiges getan. Welche Fortschritte beobachtest Du bei den anderen ESG-Kriterien?

Aktuell beobachten wir eine Fokussierung auf das Thema Emissionen. „E“ beinhaltet aber weitere Aspekte, wie die Themen Biodiversität – also die Erhaltung der Artenvielfalt, die Vermeidung von Verschmutzung von Wasser, Land und Luft, den Umgang mit Abfall sowie den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft.

Beim „S“ geht es darum, wie Menschenrechte weltweit besser geschützt werden können. Dazu gehören Themen wie Gleichstellung, Inklusion und Arbeitsbedingungen. Hier schaut man sich neben den eigenen Aktivitäten auch die Lieferketten an. Eine große Herausforderung sind Daten. Die Frage lautet daher: Wo bekommen Unternehmen Informationen über die Produktion entlang ihrer Lieferketten und wie können sie Einfluss nehmen? In unterschiedlichen Märkten und unterschiedlichen Regionen herrschen dazu zum Teil noch sehr unterschiedliche Standards. Aspekte wie die Ausgestaltung sozialer Berufe oder bezahlbarer Wohnraum sind auch hierzulande von großer Bedeutung. Bei der Transformation geht es daher auch darum, wie diese sozial verträglich ausgestaltet werden kann, wie wir also eine „just transition“ – eine faire Transformation erreichen.

Beim „G“-Kriterium stellt sich die Frage, nach welchen Normen das Geschäft gesteuert wird, Stichworte: Guidelines und Policies. Da haben wir in Europa bereits gute Richtlinien in vergangenen Jahren auf den Weg gebracht. Ein weiterer Aspekt ist, auf welche Weise die Nachhaltigkeitsziele im jeweiligen Unternehmen implementiert werden, zum Beispiel wie sie in die Vergütung der Manager einfließen.

Die HSBC hat vergangenes Jahr angekündigt, eine Milliarde US-Dollar in Unternehmen zu investieren, die Klimatechnologien entwickeln. Welche Rolle spielen diese Deiner Meinung nach?

Climate Tech Startups spielen eine große Rolle. Zum einen, weil sie die notwendigen Innovationen entwickeln, die für die Dekarbonisierung benötigt werden, vor allem nach 2030. Zum anderen, weil sie Veränderungen typischerweise schneller umsetzen können als große, etablierte Unternehmen.

Wir benötigen Innovation, neue Wege, neue Technologien, „new economy“ also. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Startups sich mittlerweile den Themen Green Tech oder Deep Tech widmen und durch „out of the box thinking“ neue Felder erschließen. Wir suchen mit unseren Experten aktiv nach jungen Firmen, die sich mit Technologien beschäftigen, die den Wandel ermöglichen oder beschleunigen können. Und helfen somit, die große Finanzierungslücke für Climate Tech-Lösungen zu schließen.

Was ist für das Durchstarten einer „new economy“ notwendig?

Die Wissenschaft hat uns bereits erläutert, welche Folgen erwartet werden, wenn die Menschheit es nicht schafft, den Klimawandel zu begrenzen. Ich habe den Eindruck, dass das mittlerweile von vielen Akteuren verstanden wird.

Für die Dekarbonisierung bis 2050 brauchten wir zudem eine Vielzahl marktreifer Technologien. Wie die Dekarbonisierung in den einzelnen Sektoren erfolgen kann, haben wir unter anderem in unserem kürzlich veröffentlichten Net Zero Transition Plan dargestellt. Erfreulicherweise gibt es bereits viele innovative Ideen beispielsweise zur alternativen Energieerzeugung und –speicherung, zur Elektrifizierung des Transports, zu regenerativen Kraftstoffen für die Schiff- und Luftfahrt, zum Recycling von Batterien, Alternativen zu Plastik, Ansätzen zum Redesign von Produkten, dem digitalen Tracing von Bauteilen und zur Abscheidung von CO2. Es sind die Unternehmen, die Innovationen treiben und mit Mut vorangehen möchten, um ihr Geschäftsmodel zukunftssicher zu gestalten.

Die Politik ist dabei, entsprechende Gesetze und Regularien zu definieren. Und auch Maßnahmen zur Förderung von neuen Technologien zu aktivieren, wie die Differenzkontrakte, die CO2-Steuer, den Carbon Boarder Adjustment-Mechanismus oder auch Fördermittel und -kredite, um Risiken aber auch höhere Kosten abzufedern und somit Investitionen zu ermöglichen. Manches davon muss den Praxistest noch bestehen, gegebenenfalls angepasst werden.

Und es werden Banken und private Investoren benötigt, die die Investitionen der Unternehmen in Klimatechnologien finanzieren oder dabei helfen, dass Climate Tech Startups das benötigte Risikokapital für die Entwicklung und Skalierung ihrer Lösungen erhalten.

Wichtig ist, dass alle Player – Wirtschaft, Banken, Investoren, Wissenschaft, Politik, aber auch die Konsumenten an einem Strang ziehen. Ich bin froh, dazu einen Beitrag leisten zu können.

Weiterführende Informationen zu Nachhaltigkeit bei HSBC erhalten Sie auch im kürzlich veröffentlichten Net Zero Transition Plan der HSBC-Gruppe.

*Entnommen aus: HSBC Net Zero Transition Plan 2024, Seite 10.



Kontakt:

Elvira Stark
+49-211-910-6900
elvira.stark@hsbc.de

HSBC Deutschland

HSBC Deutschland ist Teil der HSBC-Gruppe einer der führenden Geschäftsbanken der Welt mit Assets in Höhe von 3.021 Milliarden US-Dollar (Stand 30. September 2023). Sie verfügt über ein Netzwerk in 62 Ländern und Territorien weltweit, die für über 90 Prozent der Weltwirtschaftsleistung stehen. Kunden von HSBC Deutschland sind Unternehmen, institutionelle Kunden, der öffentliche Sektor und vermögende Privatkunden. Die Bank steht für Internationalität, umfassende Beratungskompetenz, große Platzierungskraft, erstklassige Infrastruktur und Kapitalstärke.

Über HSBC Continental Europe

HSBC Continental Europe mit Hauptsitz in Paris ist eine indirekt gehaltene Tochtergesellschaft der HSBC Holdings plc. HSBC Continental Europe umfasst neben den Bank-, Versicherungs- und Vermögensverwaltungsaktivitäten mit Sitz in Frankreich auch die Geschäftsaktivitäten in Deutschland, Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Malta, Polen, Schweden, Spanien und Tschechien.